Der Tieber See in der Nähe von Graz fiel mir schon oft auf, wenn ich die Autobahn in Richtung Südsteiermark nahm. Bei den Fahrten zum Kleingarten in Wildon nehme ich bevorzugt die Strecke über Bruck an der Mur, da ich sie landschaftlich sehr reizvoll finde. Besonders das Stück, etwa ab Bruck an der Mur bis Frohnleiten, das von der Mur begleitet wird, hat es mir angetan. Die mächtigen Berge zu beiden Seiten, deren Hänge wie ein grüner Fall gen Tal zu stürzen scheinen, sind einfach jedes Mal ein grandioser Anblick.
Die lang ersehnte Runde am Tieber See
Im Sommer schon hat mich die Neugier hier einmal kurz einen Halt einlegen lassen. Von der Abfahrt Röthelstein ist es tatsächlich nur mehr ein Katzensprung bis zum Badesee Tieber See. Damals hatte ich aber meine Badehose ebensowenig mitgebracht wie ausreichend Zeit. Daher konnte ich nur einen kleinen Blick darauf erhaschen, der meine Neugier jedoch umso mehr anfachte. Türkis schimmerndes Wasser und die Berge rund um den See ließen in mir den Wunsch entstehen, wieder zu kommen.
Bei meiner letzten Fahrt hat es dann geklappt. Das Wetter war großartig und ebenso auch meine Stimmung. Ich nahm also die Abfahrt und es erwartete mich am frühen Vormittag ein ruhig daliegender Badesee in seiner schönsten Form. Der benachbarten Schottergrube zu urteilen scheint der Tieber See ein klassischer Bagger See zu sein. Doch ist augenscheinlich, dass die Landschaftsgärtner hier intensive Arbeit geleistet haben. Kein Stein scheint hier auf dem anderen geblieben zu sein, als das Areal angelegt wurde. Große Felsen, die kunstvoll als Landmarken in Szene gesetzt sind, Baumreihen, die einen Alleecharakter um den See formen und gleichzeitig Sichtschutz für die hinteren Liegewiesen darstellen sowie inselartige Landzungen im Wasser lassen erkennen, dass hier jemand am Werk war, der sein Fach verstand.
Durchatmen und runterkommen
Es scheint die perfekte Jahreszeit zu sein, um den Tieber See zu besuchen. Er offenbart sich als regelrechter Kraftort. Dass die Autobahn gleich nebenan verläuft, ist bei diesem Anblick schnell vergessen. Die Luft ist voller Sauerstoff, der die Lungen füllt. Es scheint, als ob sich die Frischluft von den baumgesäumten Hängen rundherum im Tal des Sees sammelt. Immer wieder zeigen sich bei der Spazierrunde atemberaubende Ausblicke auf den See und die Umgebung. Stege, die sich anbieten, um hier kurz inne zu halten und einfach nur zu sein, weite, saftig grüne Wiesen, die das Auge ruhen lassen und dann sogar die Mur, die am See vorbei fließt und diesen wohl auch mit Wasser speist. Einige wenige Badegäste und vor allem Sonnenanbeter wandeln bereits am Gelände. Auch für kulinarische Verpflegung scheint hier gesorgt zu sein und wer möchte, kann mit dem Auto offenbar nahezu bis an den See fahren, es hinter einer Baumreihe parken, um dann nur noch die restlichen Meter zum Wasser zu gehen.
Und auch heute zeigt sich der Tieber See wieder als ein Ort, der den Wunsch in mir wachhält, wiederzukommen.
