Ein warmer, pannonischer Morgen. Es sollte einer der letzten Tage im Jahr sein, an denen die Sonne noch einmal ihre Kraft spüren lässt, bevor ein Nebelschleier das Land heimsuchen würde. Grund genug, den angebrochenen Tag zu nutzen und den Neusiedler See für einen Spaziergang am Wasser aufzusuchen. Der Neue Strand in Breitenbrunn hat schließlich auch abseits der Saison seine Reize.
Ruhig liegen einige Boote gut vertäut im Seekanal im Wasser. Die Wasserfläche im Hafenbecken gleicht einem Spiegel. Kaum eine Menschenseele weit und breit wahrzunehmen. Ab und zu hört man vom Breitenbrunner Campingplatz her eine Tür zugehen oder ein Geräusch. Ein Fischerboot kehrt vom See heim und bahnt sich in der Ferne langsam den Weg in Richtung Hafen.
So quirlig und belebt es hier im Sommer auch zugeht, so ruhig ist es nun. Es ist eine ganz besondere Stimmung, die sich hier einfangen lässt. Die neuen Gebäude des Neuen Strandes in Breitenbrunn wirken, als wären sie noch nie benutzt worden und würden nur noch der Eröffnung harren. Dabei haben sie eine Saison bereits erfolgreich hinter sich gebracht. Das Restaurant Libelle und der Imbissstand sind bei meinem Besuch ebenso geschlossen wie die Bootsvermietung. Lediglich ein Schild weist darauf hin, dass man sich auf einen Besuch in der nächsten Saison bereits freut. Allein die Greißlerei ermöglicht den Eintritt, um sich mit Snacks und Erfrischungen zu versorgen.
Die Sonne geht gerade auf über dem Neusiedler See. Von der erhöhten Café-Terrasse aus lässt sich das Areal gut überblicken. Mein Weg führt wieder hinunter und weiter zur großen Liegewiese, wo Badegäste sich in der Hauptsaison ihren Weg zwischen ausgebreiteten Handtüchern bahnen. Nun aber kann ich den Weg frei wählen. Lediglich die markenten Schilf-Sonnenschirme des Strandbads und einige Bäume unterbrechen den freien Blick auf den See.
„Wenn das Auge Ruhe findet, dann kann auch der Geist ruhen.“
Autor unbekannt.
Dieser Spruch findet hier Wahrheit wie kaum anderswo. Beim Blick auf die riesige Wasserfläche, die hier wie kaum woanders rund um den Neusiedler See wie ein Meer wirkt, stellt sich automatisch eine wohltuende innere Ruhe ein.
Mein Weg führt mich am Ufer entlang. Das „Meer der Wiener“ enttäuscht nicht. Im offenen Seebereich schlägt der Wind die Wellen stärker gen Strand und verstärkt den Eindruck, sich an einer Meeresküste zu befinden. Da fällt mir wieder ein, dass dieser See genau genommen gar kein Süßwassersee ist, sondern sein Wasser dafür zu viel Salz enthält.
Vorne am östlichen Ende des Strandes angekommen, begutachte ich die Gebäude, die Boote, die wenige Meter vor dem Ufer am Wasser liegen und den Leuchtturm. Einen Steinwurf weiter sind Arbeiter am Wasser beschäftigt und bereiten wohl schon für die nächste Saison vor. Ich atme noch einmal tief ein und mache mich mit neuen Eindrücken wieder auf den Weg zurück zum Eingang des Neuen Strandes.