Millionen Menschen besuchen jährlich das Outlet Center Parndorf. Nur wenigen von ihnen ist bewusst, dass sie sich dabei nur knapp an einem antiken Kulturschatz vorbeibewegen, wenn sie von Wien über die Autobahn ins Outlet Center Parndorf unterwegs sind bzw. auf dem Heimweg von diesem. Denn keine 200 Meter Luftlinie von der Autobahn entfernt sind hier im Ortsgebiet von Bruckneudorf die Ruinen einer römischen Palastanlage zu finden. Diese deutet klar darauf hin, dass der Ort auch schon lange Zeit vor der Errichtung des Outlet Centers als bedeutender Handelsplatz fungierte.
Konsum & Kultur lassen sich verbinden
Eine Stippvisite bei der Römervilla Bruckneudorf lässt sich einfach mit einem Tag im Outlet Center Parndorf verbinden. Dazu genügt es, z.B. bei der Heimfahrt einfach die Abfahrt Parndorf zu nehmen. In Richtung Parndorf fahrend deutet kurz darauf ein Schild zur Römerausgrabung hin, einem asphaltierten Feldweg zu folgen, der links von der Straße abzweigt. Von hier aus ist der Ort der römischen Ruinen bei Bruckneudorf leicht zu finden.
Eine kleine Wiesenfläche etwas vor der römischen Palastanlage dient als Parkplatz. Der Ausflugstipp eignet sich aber auch perfekt für Radfahrer, die hier über Radwege im Burgenland der Via Ister folgen möchten. Ein Tisch mit Bänken lädt einige Meter vor der Ausgrabungsstätte zum Picknick ein.
Erhöhter Aussichtspunkt auf die Kaiservilla Bruckneudorf
Im direkten Einzugsbereich der römischen Bernsteinstraße, die einst ganz in der Nähe entlangführte sowie nur einen Steinwurf von Carnuntum entfernt, ist mit römischen Ruinen in jedem Fall zu rechnen. Bei der sogenannten Kaiservilla Bruckneudorf handelt es sich sogar um ein ausladendes Gebäude mit insgesamt 34 Räumen. Vor rund 2000 Jahren waren die Fußböden und Wände reich verziert. Die optimal für Besucher gestaltete Ausgrabungsstätte lässt sogar Einblicke auf den Hypocaust, die Fußbodenheizung, zu, was für den Wohlstand der Bewohner spricht.
Mehrere Schautafeln geben beim Wandeln durch die Anlage Einblicke, wie es früher in den Räumen der Römervilla ausgesehen haben könnte und wie die Räume genutzt wurden. Im nördlichen Bereich wurde ein mehrere Meter hoher Hügel angeschüttet, der leicht bestiegen werden kann, um die römische Ruine aus der Vogelperspektive zu bewundern und sich einen Überblick zu machen. Besonders schön ist diese erhöhte Position dann, wenn wie in meinem Fall, im Hintergrund bereits der pannonische Sonnenuntergang den Himmel in sanfte Rottöne taucht.
Zweiter Ausflugstipp: die mittelalterliche Kirchenruine
Bei meinen Recherchen für den Ausflug zur römischen Palastanlage in Bruckneudorf bin ich auch auf eine mittelalterliche Kirchenruine aufmerksam geworden, die sich nur einen Steinwurf nördlich davon befindet. Zwar sind von der kleinen Kirche, die vor rund 1000 bis 1200 Jahren errichtet worden sein dürfte, nur mehr die Grundmauern sichtbar, jedoch vermutete ich hier zumindest einen guten Kraftplatz. Denn insbesondere religiöse Gebäude dieser Zeit wurden selten an zufällig gewählten Plätzen errichtet.
Vom Feldweg geht es zwar etwas unwegsam durchs Gelände, doch die Kirchenruine ist schnell erreicht und enttäuscht nicht. Der Grundriss ist sehr kleinräumig gestaltet und weist neben einem rechteckigen Raum noch eine Apsis auf. Sichtlich nutzen auch ab und zu Tiere diesen Ort zur Rast, wie sich aus niedergetretenem Gras in der Mitte des Kirchenraumes deuten lässt.
Dem Betrachter drängt sich beim Blick in die Umgebung tatsächlich die Frage auf, warum ausgerechnet hier eine Kirche errichtet wurde. Dies weist einmal mehr darauf hin, dass die Umgebung hier in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrtausenden wahrscheinlich deutlich anders ausgesehen hat und genutzt wurde und vieles von dem Wissen darüber lediglich verloren ging. In jedem Fall handelt es sich um einen friedlichen Ort, der eine sehr angenehme Stimmung ausstrahlt und an dem es leichtfällt, einmal in sich hineinzuspüren.