Man sieht sie immer wieder einmal am Straßenrand, auf Verkehrsinseln und auch manchmal mitten im Feld. Mit eigenartig anmutenden Geräten bewaffnet stehen Vermesser und Ziviltechniker oft in der Gegend herum, blicken auf Displays oder visieren weit entfernte Punkte an. Als vorbeifahrender Passant tauchen dabei viele Fragen auf.
Auch ich habe mich oft gefragt, was Vermesser eigentlich genau machen und wie eine Vermessung genau abläuft. Letzte Woche hatte ich die Möglichkeit, mir selbst ein Bild davon zu machen. Denn einer unserer Kleingärten in der Steiermark wurde genau vermessen und ich ließ mir das natürlich nicht entgehen. Hier der Erfahrungsbericht eines Laien, der mehr wissen wollte.
Schritt 1: Vermessungspunkte auswählen und finden
Um festzustellen, wo genau sich das Grundstück befindet, gilt es zuerst, bestimmte Vermessungspunkte rund um das Grundstück auszuwählen. Mindestens drei davon sollten zur Verfügung stehen. Je mehr Punkte genutzt werden können, umso genauer lässt sich auch die genaue Position des Grundstücks anschließend bestimmen. Die Vermessungspunkte werden vom Vermessungsamt an verschiedenen Stellen im und außerhalb des Ortsgebiets im Boden versenkt. Über spezielle GIS-Programme lässt sich eruieren, wo sich die nächsten Vermessungspunkte finden.
Ich war überrascht, wie weit entfernt vom Grund diese teilweise lagen. Mitunter handelte es sich um mehrere hundert Meter oder über einen Kilometer entfernte Vermessungspunkte. So setzten wir uns immer wieder ins Auto und versuchten mit Google Maps und dem GPS gestützten GIS-Programm, dem Punkt näher zu kommen. Vor Ort angekommen gilt es dann noch, den genauen Punkt zu finden. Denn dieser ist in der Regel nicht gleich ersichtlich. Immer wieder mussten wir die Umgebung nach Orientierungspunkten wie Zäunen, Bäumen oder Gebäuden absuchen, um den ungefähren Punkt zu bestimmen. Denn nicht immer lotste uns das GPS exakt auf den Zentimeter genau an den Ort. Dann galt es, die Schaufel in die Hand zu nehmen und einfach zu graben zu beginnen. Und siehe da, in einigen Zentimetern Tiefe fand sich bald eine runde Metallplatte, die in der Erde versteckt war. Darauf einige Schriftzeichen oder Nummern, die mit denen im Programm übereinstimmen.
Schritte 2: Vermessungspunkt einspeichern
Ist ein Vermessungspunkt gefunden, wird das Vermessungsgerät genau darauf platziert. Dieses besteht aus einem langen Stab. Im Vermessungspunkt findet sich eine kleine runde Eintiefung. Der Stab wird genau dort hineingesetzt. So kann die GPS-Einheit die genaue Verortung bestimmen, die über das Display eingespeichert wird.
So machten wir das insgesamt fünfmal. Immer an anderen Orten. Immer wieder war ich überrascht, wo überall solche Vermessungspunkte versteckt waren. Einmal gruben wir mitten auf einer Verkehrsinsel. Einmal auf einer Wiese, die eigentlich Privatgrundstück war und einem Bauern gehörte, der sehr freundlich und interessiert nachfragte, was genau wir da machten. Nicht immer handelte es sich übrigens um Metallplatten im Erdreich. In einem Fall war der Vermessungspunkt auch in einem größeren Stein eingekerbt, der sich ohnehin dort in der Erde befand.
Schritt 3: Grundstück vermessen und auspflocken
Nachdem unser Vermessungsgerät die Vermessungspunkte rund um das Grundstück eingespeichert hatte, konnten wir nun zum Grundstück fahren. Denn so war die Lokalisierung der Eckpunkte des Grundes genau möglich. An jeder Ecke und an den wichtigen Punkten am Grundstück setzten wir nun Pflöcke in der Erde ein, um diese zu markieren. Und tatsächlich zeigte sich am Ende eine Überraschung. Denn das Grundstück war tatsächlich etwas anders positioniert als wir ursprünglich dachten. So deckten sich die Grundgrenzen nicht genau mit den Zäunen einiger Nachbargrundstücke und auch ein Weg, den wir zuerst als öffentlichen Weg wähnten, erwies sich als der unsrige. 🙂
Alles in allem war ich nach dieser Vermessungstour sehr dankbar. Wieder durfte ich Einblick in eine neue Welt erhalten und werde auch die Welt um mich herum in Zukunft etwas anders sehen. Speziell wenn ich hier und dort an Vermessungspunkten vorbeilaufe und nun ihre Bedeutung näher kenne.