Wie oft bin ich hier schon vorbeigefahren und dachte mir von der Autobahn aus, wie schön und romantisch dieser Ort doch aussieht. Gefühlte hundert Male dachte ich dann daran, dass ich irgendwann einmal die Ausfahrt nehmen würde, um hier einen Halt einzulegen und mir diesen schmucken Ort namens Frohnleiten auch einmal aus der Nähe anzusehen. Heute war es endlich so weit. Am Rückweg vom Kleingarten bei Graz in Wildon war noch genug Zeit vorhanden und der Hunger groß. Warum nicht diesen Anlass nutzen, um in Frohnleiten Rast zu machen und dabei den Ortskern mit seinen bunten Häuschen direkt am Wasser endlich einmal näher in Augenschein zu nehmen?
Gedacht, getan! Schon kurz nach dem Verlassen der Abfahrt Frohnleiten stellt sich der erste Wow-Effekt ein. Der Weg ins Zentrum führt direkt über die Murbrücke und eröffnet sogleich den Blick auf den freundlich bunten Altstadtkern von Frohnleiten und das ruhig fließende Wasser der Mur. Hölzerne Loggias im Stil der Jahrhundertwende, herschaftliche Dachzinnen, traditionelle Fensterläden und kunstvoll verschnörkelte Hausfassaden fallen ins Auge. Über allem thront der Zwiebelturm der Kirche. Es ist nicht leicht, den Blick auf die Straße zu richten. Zum Glück ist die Parkgarage nicht mehr weit, die praktischerweise direkt unter der Fußgängerzone im Ortskern liegt.
Eine Fußgängerzone wie ein Boulevard
Die Treppe aus der unterirdischen Ebene der Garage führt direkt ins Zentrum. Der Blick fällt sofort auf die mächtige, in zartem Rosa gehaltene Kirchenfassade mit der breiten Steintreppe davor sowie der Mariensäule auf dem Vorplatz. Ich befinde mich am Hauptplatz Frohnleitens, dem oberen Beginn der Fußgängerzone. Mich umgeben von Erkern und Türmchen flankierte, herausgeputzte Stadthäuser mit Cafés, Geschäften und Restaurants in der Erdgeschossetage. Dazu das Physiotherapiezentrum Theresienhof. Dass dieser Ort sich für einen Kuraufenthalt eignet, glaube ich sofort.
Am großen Springbrunnen vorbei, fällt der Blick wieder die Fußgängerzone hinunter auf die vielen bunten Häuser. Ich verspüre ein wenig Bad-Ischl-Flair. Was diese Einkaufsstraße so überraschend angenehm macht, wird mir nicht gleich klar. Doch dann fällt es mir auf. Entgegen der vielen Fußgängerzonen, die ich bislang gesehen habe, ist diese nicht nur durch Pflastersteine geprägt. Großen Bäumen, Böschungen und anderen Grünflächen wurde in der Mitte der Straße viel Platz eingeräumt. Diese Grünfläche teilt die Flaniermeile optisch, lässt aber interessante Blickachsen frei. Cafébesucher, die ihre Melange auf den Terrassen der hiesigen Konditoreien und Cafés genießen, sitzen nicht automatisch in der Auslage, haben aber das Treiben ringsherum ausreichend gut im Blick.
Auf zum Wasser!
Meine Neugierde scheint unerwartet doch größer zu sein als der Hunger. Mich treibt´s zum Wasser und zu der schönen Häuserzeile gleich am Ufer, die ich so oft schon durchs Autofenster im Vorbeiziehen wahrgenommen habe. Zurück also zur Murbrücke, diesmal zu Fuß. Und ich werde nicht enttäuscht. Es ist schwer, sich sattzusehen. So viele Details, kleine Balkone und Terrassen, Türmchen, Erker und wieder farbenprächtige Fassaden. Alles umrahmt vom mächtigen Grün der Berge, die manchmal über die Hausdächer blinzeln und so mancher Felswand, die hindurchblitzt. Unter mir der Flusslauf der Mur, die ruhig daliegt, beinahe wie ein stehendes Gewässer. Am besten lässt sich das Panorama vom anderen Ufer betrachten, denke ich mir und setze über zum anderen Brückenende. Dort wartet jedoch bereits die nächste Überraschung auf mich.
Raum & Zeit vergessen im Volkshauspark Frohnleiten
Am anderen Ende der Brücke zeigt sich nicht nur ein grandioser Blick auf das Stadtbild, sondern es fallen sofort liebevoll gepflegte Sträucher und Blumen sowie gezielt platzierte Findlinge ins Auge. Dazwischen ein verschlungener Weg, der mich wie magisch weiterzieht. Was ist das für ein Paradies? Der Weg ist ein Abschnitt der Murpromenade. Links das Ufer und auf der anderen Seite eine grüne Ecke schöner als die andere. Wie ich später erfahre, handelt es sich um den Volkshauspark. Das Café Porto im Park mit Terrasse am Murufer notiert sich mein Unterbewusstsein bereits fürs nächste Mal. Da entfährt mir ein staunendes Wow! Es erfüllt mich mit Dankbarkeit, dem Gefühl nachgegeben zu haben, um diesen traumhaften Ort wahrnehmen zu dürfen. Kleine, geschwungene Wege zwischen Teichen, zwischen Feigenbäumen, zwischen schattigen Sträuchern und duftenden Kräutern schaffen ein reizvolles Gartenlabyrinth, auf das ich mich gerne einlasse. Was für ein Ort! Spätestens jetzt drängt sich mir die Frage auf, warum ich diesen Ort nicht schon viel früher für mich entdeckt habe..?
Nun aber Kulinarik bitte!
Am anderen Ende des Volkshausparks angelangt, führt mich eine Fußgängerbrücke wieder zurück auf die andere Seite der Mur, von der ich vorhin gestartet war. Ein anwachsendes Hungergefühl bestätigt mir, dass ich mir mein Mittagessen mit der kleinen Stadtwanderung bereits verdient habe. Immerhin wartet am Weg zurück ins Zentrum ohnehin noch das drübere Ufer mit der Murpromenade, die schöner nicht sein könnte. Alte Bäume auf der einen Seite, dazwischen der Blick aufs Wasser aus erhabener Position, und rechts steil ansteigende Gärten, teils auf mehreren Ebenen, mit mehrstöckigen Gebäuden dahinter, eines detailreicher verziert und schöner mit Blumen geschmückt als das nächste. Dazwischen endlos erscheinende Stiegen, die himmelwärts führen. Eine davon ist mit einem Schild versehen: „Hauptplatz“. Die nehme ich!
Diese perfekte Spazierrunde im Zentrum von Frohnleiten findet ihren Abschluss wiederum in der Fußgängerzone. Mit der italienischen Tricolore schon von Weitem zu sehen, lockt das Restaurant Manuela´s Tarvenetta. Ich beziehe einen Platz im Gastgarten vor dem Lokal. Das Konzept überrascht, und das positiv. Die Speisekarte fällt nämlich überraschend reduziert aus. Ein Tagesgericht und zwei, drei Gerichte, die die Kellnerin mündlich vermittelt. Das war´s und mir wird klar, dass hier jemand eine gute Lösung für die Herausforderungen gefunden hat, mit denen sich die Gastronomieküchen in den letzten Jahren überall konfrontiert sehen. Eine kompakte Karte hat zudem einige Vorteile. Zunächst fällt die Wahl des Mittagessens deutlich schneller. Außerdem sorgt die Fokussierung in der Küche auf einige wenige Speisen dafür, dass diese ausnehmend gut munden! Wahrlich ein würdiger Abschluss für einen Tag voller neuer Eindrücke! Als der Cappuccino zum Dessert serviert wird, bin ich mir sicher; dieser Ort hat alles, was eine Sommerfrische braucht; Frohnleiten sieht mich wieder!
1 Kommentar
Danke für diesen wunderbaren Beitrag! Ich kann bestätigen, dass Frohnleiten eine der schönsten Orte ist, den ich eher zufällig kennengelernt habe, als ich mich auf dem Rückweg von der Teichalm befunden habe. Seither besuche ich diese malerische Stadt jedesmal, wenn ich in der Gegend bin. Ich kenne alle diese genannte Plätze, und ihr habt sie wirklich gut gewählt.